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Die Logik der Selbstprüfung des Bewusstseins bei Hegel

2015年09月01日 | Deutsche Abhandlungen

             Original: japanisch
MAKINO Noriyuki

 Was in der 'Einleitung' zur Hegelschen "Phänomenologie des Geistes" gesagt ist, könnte sich der Reihe nach in den folgenden 9 Punkten resumieren lassen.

1. Die Kritik gegen die damals herrschenden Gedanken: das Werkzeug des Erkennens solle vor dem Erkennen selbst geprüft werden.

2. Da eine wahre Theorie selbst bei ihrem ersten Auftritt so gut wie jede andere eine bloße Erscheinug ist, muss sie auch ihre Wahrheit entfalten, was diese "Phänomenologie des Geistes" ausmachen wird.

3. Die Phänomenologie des Geistes ist eine Vollendung der Verzweiflunmg des Bewusstseins.

 4. Die Bestätigung der Wissenschaftlichkeit der Phänomenologie des Geistes und der Vollständigkeit der Gestalten des Bewusstseins.

 5. Das Ziel der Fortbewegung des Bewusstseins ist ein wissenschaftliches Wissen, dessen Erzielen notwendig ist.

 6. Das Bewusstsein ist fähig, aus eigener Kraft die immer höhere Stufe zu erreichen, und der Steigenshebel, der Maßstab für die Selbstprüfung des Bewusstseins, befindet sich im Bewusstsein selbst.

 7. Mit dem Formwechsel des Bewusstseins ereignet sich auch der Wechsel seines Gegenstandes.

 8. Der Unterschied des Standpunktes zwischen uns und dem Bewusstsein. Das Tun des Bewusstseins könnte man als 'Erfahrung des Bewusstseins' bezeichnen.

 9. Das Verhältnis der "Phänomenologie des Geistes" und der "Wissenschaft der Logik".

 Nun liegt unser Interesse vor allem auf dem sechsten Punkt, einer sehr bekannten Behauptung, das Bewusstsein sei fähig, von sich selbst die Schranken jeder Stufe zu überwinden und von einer niedrigeren Stufe auf die höhere zu steigen. Im Bewusstsein selbst gebe es den Maßstab für Selbstprüfung des Bewusstseins. Deshalb brauchten wir (der Philosoph) nur zuzusehen, wie das Bewusstsein das tut.

Bei der Erläuterung der "Phänomenologie des Geistes" werden zwar diese allzu bekannten Worte immer wiederholt, habe ich jedoch noch nie die Auffassungen dieser Behauptung durch den Schreiber gelesen, und was für ein wirklicher Inhalt mit den Worten Hegels gemeint ist, bleibt längst noch nicht erklärt. Handelt es sich philosophisch eigentlich nicht darum ?

 Den gewähnten Punkten 4 und 5 folgend sagt Hegel so;

 Es würde dienen, etwas über die Methode der Ausführung der Selbstreinigung des Bewusstseins zu erwähnen. Diese Darstellung scheint nicht ohne irgendeine Voraussetzung stattfinden zu können. Denn die Prüfung besteht in dem Anlegen eines angenommenen Maßstabes. Aber hier, wo die Wissenschaft erst auftritt, hat die Wissenschaft sich nicht als das Ansich, den Maßstab, gerechtfertigt.

"Dieser Widerspruch und seine Wegräumung wird sich bestimmter ergeben, wenn zuerst an die abstrakten Bestimmungen des Wissens und der Wahrheit erinnert wird, wie sie an dem Bewusstsein vorkommen. Dieses unterscheidet nämlich etwas von sich, worauf es sich zugleich bezieht; oder wie dies ausgedrückt wird: es ist etwas für dasselbe; und die bestimmte Seite dieses Beziehens oder des Seins von etwas für ein Bewusstsein ist das Wissen. Von diesem Sein für ein Anderes unterscheiden wir aber das Ansichsein; das auf das Wissen Bezogene wird ebenso von ihm unterschieden und gesetzt als seiend auch außer dieser Beziehung; die Seite dieses Ansich heißt Wahrheit. ……

Untersuchen wir nun die Wahrheit des Wissens, so scheint es, wir untersuchen, was es an sich ist. Allein in dieser Untersuchung ist es unser Gegenstand, es ist für uns; und das Ansich desselben, welches sich ergäbe, wäre so vielmehr sein Sein für uns; was wir als sein Wesen behaupten würden, wäre vielmehr nicht seine Wahrheit, sondern nur unser Wissen von ihm. Das Wesen oder der Maßstab fiele in uns, und dasjenige, was mit ihm verglichen und über welches durch diese Vergleichung entschieden werden sollte, hätte ihn nicht notwendig anzuerkennen." (Suhrkamp Verlag ‘Werke’ Bd.3, S.76)

Kurz, wäre dann eine Selbstprüfung des Bewusstseins nicht unmöglich? Hegel antwortet selbst;

 "Aber die Natur des Gegenstandes, den wir untersuchen, überhebt dieser Trennung oder dieses Scheins von Trennung und Voraussetzung. Das Bewusstsein gibt seinen Maßstab an ihm selbst, und die Untersuchung wird dadurch eine Vergleichung seiner mit sich selbst sein; denn die Unterscheidung, welche soeben gemacht worden ist, fällt in es. Es ist in ihm eines für ein Anderes, oder es hat überhaupt die Bestimmtheit des Moments des Wissens an ihm; zugleich ist ihm dies Andere nicht nur für es, sondern auch außer dieser Beziehung oder an sich; das Moment der Wahrheit. An dem also, was das Bewusstsein innerhalb seiner für das Ansich oder das Wahre erklärt, haben wir den Maßstab, den es selbst aufstellt, sein Wissen daran zu messen." (ibidem S.76-7)

So ist es. Davon, dass es außer dem gewussten Ansich auch das Ansich selbst gibt, geht Hegel sofort und unmittelbar dazu über, dieses Ansich 'das, was das Bewusstsein innerhalb seiner für das Ansich oder das Wahre erklärt' umzunennen. Er gibt keine weiteren Erklärungen dazu und geht unbekümmert weiter, mit der Annahme, es sei mit dem Beweis von der Möglichkeit der Selbstprüfung des Bewusstseins fertig.

 Wie sollen wir das auffassen? Sollen wir Hegel widersprechen, da das Ansich und das, was das Bewusstsein für das Ansich erklärt, nicht dasselbe sind. Nein! Wir müssen uns eher überlegen, was Hegel damit wirklich meint, anhand seiner Gleichsetzung der beiden. Denn es ist erstens eine nicht zu negierende Tatsache, dass das Bewusstsein von einer niedrigeren Stufe auf eine höhere steigt, seine Selbstprüfung ist zweitens dazu unentbehrlich, die logische Struktur dieser Selbstprüfung muss drittens unbedingt erklärt werden und zum Schluss versucht Hegel gerade diese Struktur zu erklären. Mit der Feststellung dieser vier Punkten hat man jetzt keine Schwierigkeiten dabei mehr, Hegels Worte zu verstehen. Man braucht nur die Stellen zu studieren, wo er diese Methode angewendet hat.

 Die sinnliche Gewissheit, die erste Gestalt der “Phaenomenologie”, 'meint', das Einzelnste als solches auszudrücken, indem sie ihren Gegenstand mit 'Dieses' ausdrückt. Das heißt, das, was sie für das Ansich erklärt (die Seite des Ansich), ist das Einzelnste. Sie kommt jedoch in ihren Erfahrungen zu der Erkenntnis, dass jeder Gegenstand mit 'Dieses' ausgedrückt werden kann, und dass das, was sie in Wirklichkeit mit 'Dieses' ausdrückt (die Seite des Wissens), nicht das Einzelnste, sondern das Allgemeinste ist. Das heißt, das Bewusstsein misst innerhalb seiner an dem Maßstab des angeblichen Ansich das, was wirklich damit gemeint ist, um die Erkenntnis zu bekommen, dass sein Wissen seiner angeblichen Wahrheit nicht entspreche. Es wird sich nämlich seines Irrtums bewusst. Kurz, das, was Hegel für die dem Bewusstsein gehörende Wahrheit bezeichnet, ist das, was es zu wissen meint. 'Das Wissen des Bewusstseins' ist dagegen der Inhalt als socher, den es in Wirklichkeit weiss. So gefasst, würde man ohne Zögern zugeben, dass es im Bewusssein eigentlich diese zwei Seiten gibt.

 Um es anschaulich zu machen, möchte ich hier ein sehr alltägliches Beispiel nennen. Ein gewisser Herr A will, sagen wir, den 7 Uhr Zug nehmen und kommt zum Bahnhof nach seiner Armbanduhr um 6:50 Uhr. Der Zug ist aber leider schon weg, denn seine Uhr geht 15 Minuten nach. Bei diesem Beispiel meint er, um 6:50 Uhr gekommen zu sein. Das heißt, sein 'Meinen' macht das Ansich aus. In Wirklichkeit aber kommt er um 7:05 Uhr und er wird sich dessen bewusst. Das ist die Seite des Wissens. Natürlich geschieht dann zugleich in seinem Bewußtsein die Vergleichung des Wissens mit seinem Meinen; eine Selbsterkenntnis seines Irrtums. Er hatte um 6:50 Uhr kommen sollen, das heißt, er hatte auch in Wirklcihkeit so tun sollen, wie sein Meinen sagt. Das Fazit: in diesem Fall macht sein Meinen das Ansich aus.

 Vor allem muss man feststellen, dass objektiv falsch zu sein und sich des Irrtums bewusst zu werden zwei verschiedene Dinge sind. Wenn man das zugibt, muss man demnach diesen Unterschied einen gehörigen Platz in der Erkenntnistheorie einnehmen lassen. Eine kindische Widerspiegelungstheorie, die mit Selbstzufriedenheit behauptet, dass die Erkenntnis Widerspiegeln sei, und dass man sich durch die Vergleichung desselben mit dem Objekt seines Irrtums bewusst werde, könnte die Philosophie keinen Schritt weiter forttreiben.

 Intellektueller Fortschritt eines Menschen setzt eigene Erkenntnis seines Irrtums durch den Menschen voraus. Darin ist zugleich enthalten, dass man in diesem Kopf seinen falschen Zustand (oder seine falsche Erkenntnis) mit dem richtigen (od. der richtigen) vergleicht. Zwar gibt es zwei Arten des Irrtums, einen, der der Natur einer gegebenen Bewußtseinsstufe gehört, und einen zufälligen, versehentlichen. Bei den beiden Fällen aber ist es dasselbe, dass man in seinen Erfahrungen sein Meinen mit der Wirklichkeit vergleicht, um zur Selbsterkenntnis seines Irrtums zu gelangen.

 Was Hegel in der Einleitung zu seiner "Phänomenologie des Geistes" interessiert, ist der erstere. Indem er dann die zwei Seiten des Bewußtseins aufwies, erläuterte er die Logik sowohl des Selbsterkennens des Irrtums durch das Bewußtsein als auch seiner Ueberwindung des Fehlers . Und die beiden Seiten sind das Meinen des Bewußtseins und die Wirklichkeit oder die gewusste Wirklichkeit. Und die beiden sind für das Selbsterkennen jedes Irrtums unentbehrlich.

 Das ist der wirkliche Inhalt von der Lehre Hegels über den doppelten Charakter des Bewußtseins.

(Original:Japanisch; 1971)


Die Japanische Sprache Philosophie MAKINO

2015年08月04日 | Deutsche Abhandlungen
    
Original: Deutsch
                     MAKINO Noriyuki

 Die Bekanntschaft mit Auslandern hat mich gelehrt, dass Nationen je sich danach in zwei Gruppen einteilen lassen, ob sie ihre Muttersprache für leicht oder schwierig halten. So sagte mir z.B. ein Thailander, die thailändische Sprache sei sehr leicht, während die deutsche Sprache von den Deutschen selbst für schwierig betrachtet ist. Zu welcher Gruppe gehören die Japaner in dieser Hinsicht? Sicher zu der letzteren. Die Schwierigkeit vom Japanisch scheint ein unstreitbares Axiom zu sein. Aber es hat sich in der letzten Zeit ein wenig geändert. Denn Ausländer, die gut japanisch sprechen, treffen wir nicht mehr selten. Es gibt heutzutage sogar einige Fernsehprogramme, wo solche fliessend japanisch sprechende Ausländer als "Stammgäste" auftreten. An die Stelle der schon erwähnten Vorstellung tritt jetzt also eine neue herein, nämlich die, dass gesprochenes Japanisch vielmehr leicht zu erlernen sei, während geschriebenes doch schwierig. Das heißt, dass ein einjähriger Aufenthalt in Japan genug sei, um gut Japanisch zu sprechen, aber dass unsere seltsamen Schriftzeichen den Ausländern immer noch hohe Hürden bleiben.

 Hier soll aber nicht die Rede von weiteren Einzelheiten sein. Wir möchten mit der Feststellung von zwei Punkten zufrieden sein: 1. Ist die Schwierigkeit einer Sprache nicht davon abhängig, um wen es sich handelt? Eine wahrscheinliche Vermutung, dass jedes Kind mit ungefähr zehn Jahren mindestens seine Muttersprache gut genug spricht, lässt einen glauben, dass jede Sprache für die Einheimischen ebenso schwierig und zugleich leicht ist, wie eine beliebige andere für ein Kind derselben Sprache. Die Schwierigkeit für einen Ausländer ist dagegen davon abhängig, wie eng verwandt seine Muttersprache mit der von ihm zu erlernenden ist.

2. Wie es aus den oben bemerkten Meinungsverschiedenheiten zu entnehmen ist, ist unsere Selbstbeurteilung der japanischen Sprache eine unzufällige Folge ihrer Isolation. Und darin besteht ihre erste Charakteristik. Mit anderen Worten bedienen sich fast alle Japaner ausschließlich der japanischen Sprache und diese dient kaum anderen Leuten als den Japanern. Das ist mindestens bis noch vor kurzem der Fall gewesen.

 Heißt das, dass die japanische Sprache bisher von keiner Fremdsprache beeinflusst worden ist? Nein! So etwas ist undenkbar. Wenn wir aber auf die Beziehungen der japanischen mit den anderen Sprachen zurückblicken, zeigen sich gleich zwei große Eigentümlichkeiten. Während Japan in diesem Feld von außen her viel importiert hat, exportiert es sehr wenig. Wie viele deutsche Wörter kennen Sie, die aus dem Japanisch stammen? Zweitens ragen die chinesische und die englische Sprache unter den Fremdsprachen hervor, die auf unsere Sprache eingewirkt haben.

 Tatsächlich gab erst die Berührung mit dem chinesischen Schriftzeichen unserer Sprache ein Schriftzeichen, das "Kanji", das buchstäblich ins "Han-Dynastie- Schriftzeichen" zu übertragen ist. (Zur Information: Wir nennen China bis zum Ende der Ts'ing-Dynastie anhand des Dynastie-namens und nicht China selbst. Da Japan das chinesische Schriftzeichen allem Anschein nach während der Han-Dynastie-Zeit annahm, nennen wir es gerade das Han-Dynastie-Schriftzeichen und nicht das chinesische.)

 Weil das Kanji aber für unsere eigentliche Sprache, die Yamato-Sprache, nicht völlig passt, ließen sich die Kana-Schriftzeichen (Hiragana und Katakana) als zwei Variationen des Kanji gebären. Dabei bedeutet das japanische Wort "Kana" ein Scheinschriftzeichen, was es in sich schließt, das Kanji "Mana", d.h. ein Wahrschriftzeichen zu nennen. So musste man unsere drei Arten Schriftzeichen nicht gedankenlos nebeneinanderstellen, sondern plastisch begreifen, wie die folgende Tafel zeigt.
               ──Mana(Wahr- ) = Kanji
  die jap. Schriftzeichen──{            ──Hiragana
               ──Kana (Schein- )──{
                          ──Katakana

Ich möchte hier die 50-Töne-Tafel (die Grundtafel) von Katakana und Hiragana angeben.

         Die Katakana-Tafel

 ア イ ウ エ オ  a i u e o
 カ キ ク ケ コ   ka ki ku ke ko
 サ シ ス セ ソ   sa shi su se so 
 タ チ ツ テ ト   ta chi tsu te to
 ナ ニ ヌ ネ ノ  na ni nu ne no
 ハ ヒ フ ヘ ホ  ha hi hu he ho 
 マ ミ ム メ モ ma mi mu me mo
 ヤ ユ ヨ   ya   yu yo
 ラ リ ル レ ロ   ra ri ru re ro
 ワ       ヲ   wa       o
 ン           n

         Die Hiragana-Tafel

あ い う え お  a i u e o
 か き く け こ   ka ki ku ke ko
 さ し す せ そ   sa shi su se so 
 た ち つ て と   ta chi tsu te to
 な に ぬ ね の  na ni nu ne no
 は ひ ふ へ ほ  ha hi hu he ho 
 ま み む め も  ma mi mu me mo
 や ゆ よ   ya   yu yo
 ら り る れ ろ   ra ri ru re ro
 わ       を   wa       o
 ん           n

 Um zu begreifen, wie man Hiragana und Katakana aus Kanji-Zeichen herauszog, muss man zuerst wissen, dass jedes Kanji-Wort drei Schriftarten hat, d.h. Kaisho (die Grundschrift), Gyosho (die Halbkursiv- oder Fließschrift) und Sosho (die Kursiv- oder Grasschrift). Und die letzte lieferte dem Hiragana die Basis, während jedes Katakana-Schriftzeichen von einem Teil des Kanji-Zeichens mit der dementsprechenden Aussprache herkam.

 Mit den Kenntnissen von den drei Schriftzeichen möchten wir nun zur nachsten Frage fortschreiten, wie diese eigentlich benutzt werden. Die Japaner schreiben normalerweise mit Kanji und Hiragana gemischt, wobei der Prozentsatz der Kanji-Besetzung durchschnittlich 30 bis 40 % geschatzt ist. Und je nachdem er mit Kanji über- oder unterdotiert ist, wirkt der Satz steifer und männlicher, oder sanfter und weiblicher. Es dürfte an den Gestalten der beiden Schriftzeichen liegen und schon am Anfang ihres Gebrauches wurden sie nach Geschlecht unterschiedlich benutzt. Die Männer nämlich bedienten sich damals ausschließlich des Kanji, während die Frauen die Hiragana-Kultur entwickelten. Sie kennen vielleicht die Geschichte des "Prinzen Genji", den größten Roman Japans, der gegen 1006 von Frau Murasakishikibu geschrieben wurde. Der vom nachherigen Japan als ein Vorbild betrachtete Roman ist nur mit Hiragana nieder- geschrieben worden.

 Was das dritte Zeichen, Katakana, betrifft, begann es sein Leben als ein Hilfsmittel zum Lesen der chinesischen Schriften nach japanischer Art, d.h. mit der Kundoku-Methode. Daraus stammt sein Charakter, mit Fremdworten verbunden zu sein. Damit wird nämlich heute die phonetische Aussprache von Fremdwörtern auf japanisch geschrieben. Zudem kommt es vor, wenn man die Aussprache der japanischen Wörter durch Ausländer niederschreiben oder eine eigenartige Nuance dadurch zum Ausdruck kommen lassen will, dass man Kanji absichtlich mit Katakana ersetzt, was aber Ausländern nur schwer verständlich wäre.

 Die japanischen Wörter sowie Sätze kann man übrigens nicht nur von oben nach unten, wie es normal ist, sondern auch von links nach rechts und sogar, wie es früher der Fall war, von rechts nach links schreiben, eine wirklich seltsame Beschaffenheit unserer Schreibart. Nur auf den Gedanken, sie von unten nach oben zu schreiben, scheinen unsere Vorfahren nicht gekommen zu sein.

 Vor einer näheren Betrachtung der Schwierigkeit des Kanji muss man doch dessen große Vorteile feststellen. Sie bestehen von Grund aus darin, dass es eine Bedeutungsschrift ist. Erst dadurch kann man einen komplizierten Inhalt in einem einzigen Buchstaben mit einer einmaligen Stimme ausdrücken. Das schließt aber zugleich seine verschiedenen Schwierigkeiten in sich. Denn es ist tatsächlich schwer, jedes Kanji richtig auszusprechen und zu buchstabieren. Die Aussprachschwierigkeit liegt dabei nicht nur daran selbst, dass es eine Bedeutungsschrift ist, sondern auch dass die meisten Kanji-Buchstaben mehrere Aussprachen haben.

Diese kann man in großen Zügen in zwei Hauptarten einteilen, nämlich in "On"- und "Kun"-Leseart. Dabei ist die On-Leseart eine Aussprache, mit der die Japaner die eigentliche chinesische Aussprache des Buchstabens nachahmen. Der Umstand aber, dass derselbe Buchstab auch in China je nach der Gegend unterschiedlich ausgesprochen wird, macht die Sache noch komplizierter. Einige Buchstaben haben nämlich verschiedene On-Lesearten. Dagegen ist die Kun-Leseart eine Aussprache, mit welcher der mit dem Kanji gezeigte Gegenstand in der eigentlichen japanischen Sprache genannt wird. Wenn ich Ihnen, den Ausländern, hier den Kopf noch verrückter machen dürfte, könnte ich Ihnen mitteilen, dass es unter den Kanji-Wörtern einige gibt, die nur mit einer Kun-Leseart versehen sind. Sie sind in Japan erfunden worden und deshalb den Chinesen unbekannt.

 Selbst die meisten Japaner haben es deshalb nicht leicht, jeden Kanji-Buchstaben richtig aussprechen. Um bei der Aussprache der schwierigen Buchstaben geholfen zu werden, sind zwei Maßstaben angeboten: das "Rubi"("Furigana") und die offizielle Beschränkung der verfügbaren Kanji-Buchstaben. Das Rubi ist eigentlich nichts anderes als klein geschriebene "Kana", die rechts oder über den betroffenen Kanji-Buchstaben stehen, um deren Aussprache anzuweisen. Namentlich vor dem Zweiten Weltkrieg war es in breitem Umlauf. Die Zeitungen und Zeitschriften konnte man damals deshalb leicht lesen und viele Kanji-Buchstaben lernen. Dagegen herrscht seit dem Kriegsende die zweite Maßnahme, die von unserem Kulturministerium eingeführt worden ist. Im Jahr 1946 sind 1,850 Kanji-Buchstaben als "Alltagskanji" bestimmt worden. Die Beschränkung der Kanji auf diese Anzahl soll zwar nicht für obligatorisch, aber für wünschenswert gehalten werden. Sie wird von den Zeitungen streng befolgt. Von diesen 1,850 sind ferner 881 als "Schul-Kanji" ausgewählt worden. Das heißt, dass jeder Japaner sie während seiner Schulpflichtzeit völlig beherrschen soll.

 Um das Thema über die Schwierigkeit des Kanji abzuschließen, möchte ich hier Vereinfachung der Kanji-Buchstaben erwähnen. Das betrifft die zweite Schwierigkeit, die der Rechtsschreibung. Dass sie aber leider weder von dem durchdringenden Leitfaden noch von der vorhergehenden Aussprache mit China begleitet wurde, hat das ein nicht kleines Durcheinander verursacht. Erst vor kurzem hat die Besprechung mit China begonnen, um die Unterschiede darin unter uns zu normalisieren, wovon wir nur gute Erfolge erwarten können.

 Wenn Sie mich fragen, mit welchem von diesen drei Schriftzeichen Sie Ihr Japanischlernen anfangen sollen, möchte ich mit Katakana beantworten. Zwar wird von
unseren Kindern unter der Anleitung des Kulturministeriums verlangt, mit Hiragana zu beginnen, aber viele Sachverständige finden das falsch. Tatsächlich begann das Buchstabierungslernen früher auch bei uns mit Katakana. Also ist die Lernensfolge von Katakana, Hiragana und Kanji zu empfehlen.

 Mit der Eröffnung unserer Tür zu Beginn der Meiji-Zeit kamen die europäischen Sprachen, vor allem die englische, herein, und deren Einflusse sind von da an immer stärker und nie geringer geworden. Und es ist heutzutage schließlich sogar dazu gekommen, dass englische Wörter als solche nicht mehr selten als Zeitschriftentitel verwendet werden. So mussen wir nun die Veränderungen in unserer Sprache, die die Berührung mit den europäischen Sprachen gebracht hat, näher betrachten.

 Was die damaligen Japaner am stärksten wunderte, dürfte die Unterschiede in Grammatik und Syntax gewesen sein. Die englischen Nomana haben die Zahl, die Verben kommen nur in einer bestimmten Zeitwortform vor, es gebe sogar Artikel und relative Pronomina! Wir Japaner bilden oft Sätze ohne Subjekt. Das Japanisch habe sehr wenige syntaktische Regeln. Und diese Tatsachen wurden unmittelbar vom Minder- wertigkeitskomplex, den das Bewusstsein unseres Zurückseins in Industrie und Wissenschaft bewirkt hatte, als "Mängel" unserer Sprache aufgefasst. Deshalb wurden Redewendungen, die englischen Charakteristiken direkt zu übertragen, erfunden. Zusätzlich sind uns auch Präpositionen fremd, aber die japanische Sprache hat als das ihnen entsprechende "Joshi", Hilfspartikel.

 Zweitens hat der Wortschatz der europäischen Sprachen inzwischen in größer Menge in der japanischen seinen Einzug gehalten. Dabei wurde er vor dem Zweiten Weltkrieg nach seinem Sinn je in ein neu erfundenes, für ihm passendes Kanji-Wort übersetzt. Aber nach dem Kriegsende ist es dazu gekommen, seine Aussprache ohne Ueberlegung über seinen Sinn unmittelbar mit Katakana nachzuahmen. Also ist das heutige Japanisch zu meinem großen Bedauern von solchen Katakana-Fremdwörtern überfullt.

 Drittens ist die lateinische Schrift eingeführt worden, um das vierte Schriftzeichen unserer Sprache zu werden. Es gibt bei uns sogar Anhänger der Lateinisierung der japanischen Schrift.

 Viertens ist auf die Satzzeichen(Punkt, Komma, Fragezeichen, usw.) aufmerksam gemacht worden. Eigentlich hatte unsere Sprache keine Zeichen und unsere Literatur war tatsächlich ohne Zeichen niedergeschrieben worden. Dann sind zuerst der japanische Satzpunkt (。) und der Lesepausepunkt (、) eingeführt worden. Aber da die englische Sprache das Fragezeichen, das Ausrufezeichen und die Anführungszeichen hat, sind auch diese nach und nach in die japanische hereingekommen. Zudem kommen heutzutage der Gedankenstrich und der Bindestrich nicht mehr selten vor. Dem ist die Krone dadurch aufgesetzt worden, dass man oft den Satzpunkt und den Pausepunkt mit dem europäischen Punkt und Komma ersetzt. Heute sind alle Schulbücher bei uns bis auf das für die japanische Sprache von links nach rechts geschrieben und mit dem japanischen Satzpunkt und dem europaischen Komma versehen. Ich bezweifele, wie vielen diese außer- ordentliche und wirklich hässliche Tatsache bekannt ist.

 Das ist nicht alles. Da es bei uns keine genau bestimmte Interpunktion gibt und man darauf nicht richtig aufpasst, werden viele Sätze unsinnig interpunktioniert.

 Genug mit den Einflüssen von außen. Jetzt müssen wir die Eigentümlichkeiten der japanischen, der Yamato-Sprache, analysieren. Wie eine Sprache in vier Elemente, Ton, Schriftzeichen, Wortschatz und Syntax, zerlegt zu werden scheint, möchten wir sie der Reihe nach erwähnen.

 Zwar sollen 87 Töne in der alten japanischen Sprache enthalten gewesen sein, sind sie aber heutzutage in die oben gezeigten 47 reduziert worden, die in der Tat nur 45 sind. Denn in der Tafel werden o und e zweimal gezählt. Und außer diesen 45 gibt es auch stimmhafte Laute (ga, gi, gu, ge, go, ...), stimmlose Labialisierungen (pa, pi, pu, pe, po) und kontrahierte Laute. Die auffallendste Eigentümlichkeit besteht übrigens wohl darin, dass jeder Ton auf irgendeinen von 5 Vokalen endet. Das heißt, dass es bei uns kein Wort auf einen Konsonanten gibt.

 Wenn die Rede ferner davon zu der Eigentümlichkeit der Aussprache der Wörter übergeht, haben unsere Wörter keinen Akzent, sondern eine Tonhöhe. Und an diesen zwei Umständen dürfte es liegen, dass unsere Verse völlig verschieden von den europäischen sind. Die japanischen Gedichte sind nämlich nicht gereimt, sondern bestehen aus Verbindungen von 5-Töne- und 7-Töne-Einheiten. Unser "Haiku", das die kürzeste Gedichtform in der Welt sein soll, besteht aus 5, 7 und 5 Töne, während das "Tanka",die zweit kürzeste Form, aus 5, 7, 5, 7 und 7 Tönen besteht. Was bei uns das Gedicht in fester Strophenform heißt, hat als seine Versemasse die 5 und 7 oder 7 und 5 Tonverbindung.

 Von unseren Schriftzeichen war schon oben die Rede.

 Was unseren Wortschatz betrifft, konnte man wahrscheinlich als seine vier Grundelemente die der Yamato-Sprache eigenen, die aus dem Buddismus ausgehenden, die aus der chinesischen Sprache stammenden und die aus den europäischen Sprachen aufgenommenen Wörter angeben. Das erste Element soll an den Gefuhlsausdrücken reich sein. An der buddistischen Terminologie haben unsere Vorfahren mit Kanji-Buchstaben bloss ihre sanskritischen Aussprachen nachgeahmt, so dass wir ihren Sinn anhand der Kanji (eine Bedeutungsschrift!) nicht erraten konnen. Das ist auch der Fall mit der aussprachlichen Uebertragung der englischen Wörter mit Katakana, die, wie schon erwähnt, heutzutage bei uns buchstäblich überall zu treffen ist.

Die syntaktischen Eigentümlichkeiten unserer Sprache wollen wir den Fachleuten überlassen.

 Damit könnten wir nun eigentlich das vorliegende Essay beenden. Aber in Bezug auf die Sprache möchte ich noch zwei große, damit zusammenhängende Dinge erwähnen: die Japanisch-Ausbildung und die japanischen Wörterbücher.

 Ich weiß nicht, ob es bei Ihnen eine nationale Uebereinstimmung darüber gibt, worin die Mutterspracherziehung besteht. Bei uns könnte man leider keine finden. Viele Sachverständige behaupten, das allererste Ziel der Spracherziehung sei die Ausbildung der elementalen Sprachkenntnisse, und nie die literarische Erziehung. Es lässt sich jedoch nachweisen, dass unsere Schulbücher durch eine literarische Schwärmerei vergiftet sind. Ferner ist die Uebung in der Standardsprache keine nationale Selbstverständlichkeit. In den anderen Gebieten als Tokyo ist vermutlich sogar in der Japanischstunde der Ortsdialekt gesprochen. Wodurch, denken Sie, lernt ein Japaner die richtige Aussprache des Standardjapanisch? Durch Fernsehen und Rundfunk! So ist bei uns denn die Rolle von NHK (Staatliche Rundfunkanstalt) hoch geschätzt. Um das Durcheinander zu krönen, kommt dazu noch ein Umstand. Es gibt an unseren Universitäten keine Japanischstunde! Wo übt sich unser Student in seinem Japanisch? Wer unterrichtet ihn in einem richtigen Verstehen der japanischen Sätze? Bei wem erlernt er die Technik, eine treffende Ausdrucksweise zu finden? Nirgends, niemand und bei niemandem! Es ist also
kein Wunder, dass man in den Aufsätzen der Studenten auf einen verirrenden Stil, ungehörige Wortwahl und viele falsche Buchstabierungen stoßen muss.

 Zum Schluss einige Worte über unsere Wörterbücher. Die Geschichte unserer modernen Wörterbücher soll mit "Daigenkai"(Das Große Wörterbuch) angefangen haben, das zur Meiji-Zeit von Herren Otsuki Fumihiko verfasst wurde. Das ist ein wirklich verwunderliches Monument des Riesen, der nicht nur in der japanischen, sondern auch in der chinesischen sowie in der europäischen Literatur bewandert war. Das ist besonders ausgezeichnet in den etymologischen Erklärungen der Wörter. Die Taisho-Zeit ließ "Das Große Japanische Wörterbuch" von Herrn Ueda Kazutoshi und Herrn Matsui Kenji zur Welt kommen. Das die Showa-Zeit am meisten vertretene Wörterbuch nennt man "Kojien"(Der Große Wörterbuch) von Herrn Niimura Izuru. Wenn ich aber ehrlich sagen darf, darauf kann ich leider nicht große Stücke halten. Fragen Sie, was ich empfehle? Keines. Kurz, es gibt bei uns zu meinem großen Bedauern kein befriedigendes Wörterbuch. Vornehmlich wenn man sich danach erkundigen will, ob ein gegebener Gebrauch eines Wortes richtig ist, wird man mit keinem gedient.

 Dagegen bekommt "Das Wörterbuch des Veralteten Japanisch" (Iwanami-Kogojiten) einen guten Ruhm. Nicht zuletzt muss man "Das altchinesische-japanische- Wörterbuch" (Daikanwa-jiten) von Herrn Morohashi Tetsuji angeben. Das zählt zu den unentbehrlichen Sachen für jedes sinologische Institut.   (1985)

cf.

Dialektisches Auffassen der Dialektik

Marxismus



Marx Hegel Philosophie MAKINO

2015年07月04日 | Deutsche Abhandlungen

      Marxismus

Original: Japanisch
MAKINO Noriyuki

Um 1990 herum sind sogenannte sozialistische Regime zusammengefallen, was dazu geführt hat, dass die Rede vom Marxismus immer weniger ist. Das finde ich schade. Nicht nur ist der Gedanke an sich ein riesengroßer Schatz der Philosophiegeschichte. Ohne Verständnis der Werke von Marx und Engels könnte man auch keine wirklichen Früchte der Philosophie Hegels erben. Von derselben gibt es zwar verschiedene Beurteilungen. Das weiß ich schon. Von 'Phänomenologie des Geistes' abgesehen, weiß ich aber keine nicht-Marxistischen Studien, die unter abstrakten Ausdrücken der Hegelschen 'Logik', seines Hauptwerks, verborgenen sachlichen Bedeutungen entdeckt und zum Wort gebracht haben. Trotzdem hält die Verlingerung der Hegel-Studie in der Tat mit dem Nachlassen der Popuralität des Marxismus Schritt. Da Marx selbst bekannt hat, er sei ein Jünger Hegels, wurde damals auch Hegels 'Logik' viel gelesen, wo Marxismus vorherrschte. Was kann man eigentlich zur Tatsache sagen, dass man jetzt so wenig von Hegel spricht !

Das hat aber auch Vorteile. Die Diskussionen in der Blütezeit des Marxismus waren emotional und nicht genug wissenschaftlich, sei es mit politischen Mächten verbunden, sei es von Abneigungen dagegen ausgehend. Endlich sind wir jetzt, glaube ich, in einer Zeit, wo man ruhig von dem eine Zeit prägenden Gedankengut reden und es studieren können.

Man mag sagen, was man will, hat sich die Marxistische Bewegung unter der Fahne der 'Befreiung der Menschheit' geschehen lassen. Es ist also kein Zufall, dass Fragen, die dabei entstanden sind, von grundsätzlicher Natur waren. Deshalb kann man sie durchaus nicht unbeantwortet bleiben lassen. Nun will ich daher die Marxistischen Theorien insbesondere vom philosophischen Gesichtpunkt aus zusammenfassen.

Während fast alle Philosophen in der Neuzeit mit Hilfe der Naturforschungen ihre Ideen entwickelt hatten, haben Karl Marx (1818 - 1883) und Friedrich Engels (1820 - 1895) neben Hegel (1770 - 1831) an Hand des Studiums von Sozialwissenschaften (Jura, National-Oekonomie, Geschichte) ihre Gedanken gebildet, was in einem hervorragenden Kontrast zu ihren Vorgängern steht.

Beide hatten zuerst versucht, das wirkliche Leben durch die idealistische Geschichtstheorie Hegels zu erklären. Der danach erschienene Materialismus Feuerbachs hat sie aber aus dem 'Schlummer vom Idealismus' geweckt. Das Resultat ist eine materialistische Fassung der Geschichte (der historische Materialismus). Was das ferner bedeutet, ist folgendes. Dieses Materialistische Geschichtsverstehen ist alles andere als ein Schluss aus der Anwendung einer ganzheitlichen Weltanschauung, des später sogenannten dialektischen Materialismus, auf die Geschichte. Die Tatsache war eher so, wie die Entdeckung des historischen Materialismus in der Feststellung des dialektischen Materialismus selbst an sich enthalten war. Diesen Namen benutzten sie selbst zwar nicht, spielt aber der Unterschied eines Selbstnennens und des durch die anderen keine Rolle.

Zugleich kam es dazu, dass ihre Ideen sich mit den gerade damals entstehenden sozialistischen Bewegungen verbanden. Die Gründer von Marxismus, die dabei 'die Arbeiterklasse' gefunden hatten, haben sich das Ziel aufgestellt, "nur sich Rechenschaft abzulegen von dem, was sich vor ihren Augen abspielt, und sich zum Organ desselben zu machen" ("Das Elend der Philosophie").

Nach der Niederlage bei der Revolution 1848 hatten sie sich allmählich nach wissenschaftlichen Arbeiten gewendet. Dabei gab es unter ihnen eine Art Arbeitsteilung, für Marz Politische Oekonomie, für Engels Philosophie und Dialektik der Natur. Jener ließ das riesengroßes Werk "Das Kapital" erscheinen und dieser "Anti-Dühring", "Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie". Die Glanzleistung "Dialektik der Natur" ist nach seinem Tod auf Grund der Manuskript veröffentlicht worden.

 Die Grundsätze des historischen Materialismus versteht man im allgemeinen anhand von den folgenden Sätzen: die Produktionskräfte bestimmen die Produktionsverhältnisse und diese ferner die gesetzlichen Beziehungen der Menschen zueinander und ihr geistiges Leben.
Was den ersten Satz betrifft, bedeutet dabei das Wort 'bestimmen' nicht 'eindeutig entscheiden', sondern 'den Rahmen festsetzen'. Dann geht man davon aus, dass die Struktur einer menschlichen Gesellschaft veränderlich ist, worin er sich vom Tier unterscheidet. Bei Tieren ist die Kombinationsweise der Individuen je nach Art fixiert, mit Ausnahme vom Schimpanse.

Der Mensch hat also zwar die Möglichkeit, beliebige Produktionverhältnisse zu wählen, was seinen Grundzug ausmacht, aber diese Freiheit einer Auswahl ist durch den Rahmen abgegrenzt, den die jeweilig gegebenen Produktivkräfte bestimmen. Man kann nichts tun, was über seinen Kräften steht. Das versteht sich von selbst.

 Apropos der zweite Satz heißt: die Produktionsverhältnisse bestimmen die gesetzlichen Verhältnisse der Menschen zueinander und ihr geistiges Leben. Er ist oft auch so formuliert: Bewusstseinsformen der Menschen werden durch ihr Sein bedingt oder kurz, die Basis einer Gesellschaft bestimmt deren Überbau. Was diese anderen Ausdrücke bedeuten, war zwar den Urhebern selbst klar und deutlich, aber von den ihre Ideen Erbenden nicht korekt genug verstanden.

 Der Satz: die Basis bestimmt den Üeberbau ist eine tautologishce Wahrheit, wie es jedem nach einem kurzen Üeberlegen auffällt. Die bestimmende Seite der zwei wechselwirkenden Dinge vergleicht man mit Recht mit 'Basis' und die bestimmte heißt 'Überbau'. In anderen Worten, ist es nicht so, dass Marx und Engels die Produkutionsverhältnisse 'Basis genannt' haben. Nein! Sie haben einen bestimmenden Charakter der Produktionsverhältnisse mit einem 'Vergleich der Basis' ausgedrückt. Wenn also die in Frage gestellte These so formliert worden wäre: die Produkutionsverhältnisse sind eine Basis, geistiges Leben ein Überbau, so hätte es keine ungebetenen Missverständnisse gegeben.

 Die andere Formlierung: Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt ("Zur Kritik der Politischen Oekonomie"), ist wichtiger. Warum kann man "Produkutionsverhältnisse" in "gesellschaftliches Sein" und "ein politisches, juristisches und geistiges Leben" in "gesellschaftliches Bewusst- sein" übersetzen ? Diese eigentlich zunächst zu beantwortende Frage beiseite, enthält doch dieser andere Ausdruck in sich, dass der historische Materialismus ein Befürworter der 'Objektivität des Werturteils' ist.

 Sei es Politik, Gesetze oder geistiges Leben, handelt es sich bei dieselben immer um Gut oder Böse, Wertgröße, Bedeutungsvoll oder -los. Was Gesetze betrifft, bestimmen sie am deutlichsten, was man darf oder nicht. Was sind sie denn, wenn sie keine Werturteile heißen sollten ? Der Marx'sche Gedanke von der Geschichte hat nur die Tatsache entdeckt und formliert, dass Werturteile der Menschen schließlich durch die jeweilig herrschenden Produktions- verhältnisse bestimmt sind. Wenn er kein "Anhänger der Objektivität des Werturteils" heißen sollte, wie müsste man ihn doch beurteilen ?

 Seine Studien auf diesem Standpunkt führten ihn zum Schluss, dass "in großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschafts- formation bezeichnet werden".

 Die Philosophie von Marx und Engels wird freilich zum Materialismus gezählt. Sie hat den (ontologischen) Begriff von der Materie klar und deutlich bestimmt. Die Materie heißt, was zuerst den Sinnenorganen gegeben wird. Dagegen heißt Geistiges, was zuerst dem Denken zukommt. Zum Beispiel sind Hegelsche Ideen in seinen Büchern geschrieben. Das sind in der Gestalt der Buchstaben ausgedruckt, d. h. durch Papier und Tinte getragen. Deshalb kommen sie zuerst den Augen des Lesers zu. Aber die Ideen selbst werden nicht den Augen, sondern seinem Denken gegeben. Vielleicht behauptet man, dass sie erst vermittels Analyse der Augengegebenen zu Gedanken werden, ist diese sogenannte Analyse doch keine physische.

 Erst dann, wenn man alles in der Welt Seiende in zwei Lager getrennt hat, kann man die Frage, welches der ursprünglich sei, stellen und beantworten. Die Materialisten glauben, dass die Materie selbst ursprünglich sei und der Geist das von ihr Gestammte oder nur eine ihrer Funktionen.

 Später hat Lenin (1870-1924) in seinem "Materialismus und Empirio- kritizismus" den Begriff der Materie geklärt: Die Materie ist eine philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem Menschen in seinen Empfindungen gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert, fotografiert, abgebildet wird und unabhängig von ihnen existiert. Diese Definition ist deshalb nicht passend genug, weil er ihr zu viele Bestimmungen gegeben hat. Aber deren Kern besteht in "Unabhängigkeit von den menschlichen Empfindungen und Abbilden durch diese". Das heißt, das ist 'ein erkenntnistheoretischer Begriff der Materie', und kein ontologischer.

 Die Materie könne nicht ohne Bewegung da sein, so Marx und Engels. Das hat sie zum Dialektischen Materialismus geführt. Dabei hat Engels auf Grund der Hegels 'Logik' drei Grundgesetze der Dialektik formliert: das Gesetz des Umschlagens von Quantität in Qualität und umgekehrt, das Gesetz von der Durchdringung (od. Einheit) der Gegensätze, das Gesetz von der Negation der Negation.

 Das erste Gesetz ist die Logik von 'der Lehre des Seins' in Hegels 'Logik' und wurde von ihm selbst mit einem Beispiel erklärt: das Ausreißen eines Haares aus dem Schweif eines Pferdes macht zwar keinen kahlschweif, aber dieses gleichgültige Vermindern hat auch seine Grenze, und durch das fortgesetzte Ausziehen immer nur eines Haares entsteht ein Kahlschweif. Was dieses Gesetz betrifft, sind die Erklärungen darin mangelhaft, dass nur das Umschalgen von Quantität in Qualität erklärt ist ohne Studien über das umgekehrte Verändern.

 Das zweite Gesetz, das Engels als 'Grundgesetz der Hegelschen Lehre des Wesens' bezeichnet und als das wichtigste Gesetz von den drei oben erwähnten gelten läßt, wird auch als 'Gesetz von Kampf und Einheit der Gegensätze' benannt. Das ist aber normalerweise unter dem gekürzten Namen 'die Einheit der Gegensätze' verstanden und benutzt, was oft zu großen Misverständnissen führt. Ein herausragendes Beispiel davon ist 'die Einheit von Theorie und Praxis'.




 Vor allem muss ich zweifeln, ob man wirklich dieses Gesetz zum zweiten Gesetz zählt. Fast niemals spricht man von 'einem Gesetz von Kampf und Einheit der Theorie und Praxis', und die Bedeutung von einer Trennnung der beiden ist nie bewusst. Dies hat zur Folge, dass man die 'Einheit' der beiden selbst misdeutet. Diese 'Einheit' bedeutet nicht 'vereinen sollen', wie man gewöhnlich unbewusst voraussetzt, sondern 'tatsächlich eins sein'. Anders ausgedrückt, diese These ist ein Seins- und kein Sollenssatz. Wenn man das als ein Beispiel des Gesetzes von Kampf und Einheit der Gegensätze und die Einheit dabei getreu nach der Lehre der Dialektik 'eine tatsächliche Einheit' verstünde, würde man logisch notwendig zum oben festgestellten Schluss gekommen sein.

 A propos das dritte Gesetz von 'Negation der Negation', man kann leicht vermuten, es sei das Grundsatz des Hegelschen Begriffslehre, des dritten und letzten Teils seiner 'Logik'. Richtig, und er die letzte Stufe der Lehre, die absolute Idee, folgendermaßen erklärt.
──Wenn von der absoluten Idee gesprochen wird, so kann man meinen, hier werde erst das Rechte kommen, hier müsse sich alles ergeben. Gehaltlos deklamieren kann man allerdings über die absolute Idee in das Weite und Breite; der wahre Inhalt ist indes kein anderer als das ganze System, dessen Entwicklung wir bisher betrachtet haben. ……
 Die absolute Idee ist in dieser Hinsicht dem Greis zu vergleichen, der dieselben Religionssätze ausspricht als das Kind, für welchen dieselben aber die Bedeutung eines ganzen Lebens haben. Wenn auch das Kind den religiösen Inhalt versteht, so gilt ihm derselbe doch nur als ein solches, ausserhalb dessen noch das ganze Leben und die ganze Welt liegt.
 Ebenso verhält es sich dann auch mit dem menschlichen Leben überhaupt und den Begebenheiten, die den Inhalt desselben ausmachen. Alle Arbeit ist nur auf das Ziel gerichtet, und wenn dies erreicht ist, so ist man verwundert, nichts anderes zu finden als eben dies, was man wollte. 〔Man kann es oft ungenügend, oder sogar unbefriedigend finden. Wer auf dem Gipfel von Mount Everest gestanden hat, sagt auf eine Frage nach seinem damaligen Gefühl wie aus einem Munde so. Ein kurzes Ueberlegen würde aber einen überzeugen, dass es nichts anders sein könne. Denn das sei sein Ziel gewesen. Ein weitere Nachdenken erklärt einem,〕das Interesse liegt in der ganzen Bewegung〔, und der Prozess selbst sei im letzten Ende enthalten. Und das Feststellen gibt einem tiefe Selbstzufriedenheit.〕 Wenn der Mensch sein Leben verfolgt, dann kann ihm das Ende als sehr beschränkt erscheinen, aber der ganze decursus vitae ist es, welcher darin zusammengenommen ist. ("Die Kleine Logik"§237 Zusatz)

Kurz, zuerst ist ein Ziel nur im Kopf. Dann ist es negiert und wird der Prozess oder die Handlung, die erste Negation. Ferner wird es wieder negiert und zum letzten Resultat verwirklicht, die zweite Negation. Das dritte Gesetz ist nämlich nichts anderes als der Inbegriff eines Entwicklungsprozesses.

 Friedrich Engels sagt: Die große Grundfrage aller, speziell neueren Philosophie ist die nach dem Vetrhältnis von Denken und Sein. Das heisst, der dialektische Materialismus ist nicht nur eine Ontologie, sondern auch eine Erkenntnistheorie. Von der Voraussetzung von der Primarität des Seins gegenüber dem Denken ausgehend, versucht er die Fragen zu beantworten, warum und wie das Denken das Sein abspiegelt, und wie man die Uebereinstimmung der beiden belegen kann, und so weiter.

 Das erste Element des dialektischen Materialismus besteht in dem materiellen Charakter des Denkens, dieses spiegelt das Sein. In anderen Worten ist es Sein, das die Inhalte und Gegenstände des Denkens ausmacht. Das heißt Widerspiegelungstheorie. Lenin sagt: es ist aber logisch, anzunehmen, dass die ganze Materie eine Eigenschaft besitzt, die dem Wesen nach der Empfindung verwandt ist, die Eigenschaft der Widerspiegelung. Die Eigentümlichkeiten der denkenden Widerspiegelung bestehen aber darin, dass sie eine Funktion des Gehirns ist, durch die Sprache vermittelt wird, und in den Sinnen ihre Quelle hat.

Das zweite besteht in dem praktischen, verändernden Charakter des Denkens. Er ist eine notwenige Folge davon, dass es als ein Element des Arbeitsprozesses, das Zweckbewusstsein entstanden ist. Es ist eine ideelle Verlängerung der bisherigen Praxis, was man leicht verstehen, wenn man sich das Weiterlesen bei einem Schachspiel vorstellt, und zugleich eine ideelle Umbildung der Wirklichkeit.
Auf Grund des dritten Charakters hat Hegel eine logische Identität des Denkens mit der Verdauung festgestellt. Ein Verhalten, das das Gegebene verdaut und zu seinem Teil macht, nennt Hegel 'Idealismus' und sagt: der freie Wille ist der Idealismus, der die Dinge nicht, wie sie sind, für an und für sich hält, während der Realismus dieselben absolut erklärt, wenn sie sich nur in der Form der Endlichkeit befinden. Schon das Tier hat nicht mehr diese realistische Philosophie, denn es zehrt die Dinge auf, und beweist dadurch, dass sie nicht absolut sind (Philosophie des Rechts§44 Zusatz).

 Zwar ist der Gedanke selbst eine ideelle Tätigkeit von solcher Art, läßt er sich dann in die Praxis umsetzen. Ist er doch das Zweckbewusstsein. Dieses wirkt aber mit einem Erwarten, das jedoch nicht immer trifft, besser gesagt, immer mehr oder weniger fehlschlägt. Das drückt der Satz aus, dass die Praxis das Kriterium der Wahrheit des Denkens abgibt. Hieraus läßt sich die Realtivität der Wahrheit schließen. Diese negiert jedoch nicht deren absoluten Charakter. Der dialektische Materialismus sieht in dem Entwicklungsprozess der relativen Wahrheiten die absolute Wahrheit. Das heißt der praktische Materilismus. Diesen kann man auch als mit dem Sein hergehenden Denken bezeichnen. Denn das wirkt auf das Sein ein, um seine Eigenschaften erscheinen zu lassen, und beobachtet es. Hier ist der Kontrast zur verständigen Erkenntnistheorie stark, die stillstehende Gegenstände selbst analysieren will.

Dieses Verhältnis von relativer und absoluter Wahrheiten ist unter angeblichen Marxisten und sozialistischen Aktivisten deshalb weit bekannt, weil Lenin es nach Engels ausgefürt hat. Es ist aber nicht genug 'erkannt', was als ein Beispiel vom berühmten Satz Hegels gilt: Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt (Phänomenologie des Geistes, Vorrede).
Wieso denn ? Weil es nicht aktuellen Problemen angewendet und vertieft wurde, wie dem Verhältnis von Kritik und Selbstkritik, seinsollender Art und Weise der innenparteilichen Diskussionen, wie und warum die Einheitsfront organisiert werden soll, usw. Deshalb waren die eigentlich dialektischen Sätze über beide Wahrheiten 'credos' geworden.

Ebenso wurde das 'Begreifen', das Hegel und Marx als 'das höchste wissenschaftliche Erkenntnismethode' bezeichnet haben, von den Marxist sein Wollenden weder erkannt, noch verinnerlicht. Obwohl das Wort selbst gut bekannt war. Hat es doch Marx die Methode seines Meisterwerks 'Das Kapital' genannt.

Sowohl Marx als auch Engels hat keine Schrift hinterlassen, die den dialektischen Materialismus als solchen systematisch entwickelt hätte. Diese Aufgabe hat deshalb ein sowjietischer Philosoph, Mark Borisovich Mitin, in Stalins Zeit 'erledigt'. Wenn seine Arbeit 'Leninsche Stufe der Philosophie' geheißen hat, war sie in der Tat ein Beispiel des Stalinkultus und einer verständigen Denkweise. Das nennt man Mitinismus.

Um die Fahne des Marxismus waren sehr viele politische Gruppen und Bewegungen zur Welt gekommen. Philosophisch waren sie aber ohne Ausnahme mitinistisch. In der jetzigen Zeit, wo der Kommunismus gestürzt ist, haben wir keine Ersatzphilosophie, die ihn auhgehoben hätte.

 Nach vielen Worten über den zweiten Charakter des Denkens können wir nun einen dritten erwähnen, den sozial-klassen Charakter, d.h. den historischen Materialismus. Dieser ist ja eine Art Erkenntnistheorie, die als eine Gesellschafttheorie erscheint. Behauptet er doch, dass gesellschaftliches Bewusstsein gesellschaftliches Sein widerspiegelt. Was ist er denn anderes als eine Erkenntnistheorie von Gsellschaft ?

 Zum Schluss ein Wort zum Sozialismus von Marx und Engels, über dessen Gedankengut und Bewegungen.
Ihre Gedanken werden von ihnen selbst 'wissenschaftlicher Sozialismus' bezeichnet, während die sozialistischen Ideen vor ihnen 'utopisch' charakterisiert sind. Und die Gründe für die Beurteilungen hat Engels in zwei Entdeckungen gesehen, die vom historischen Materialismus in der Geschichtsforschung und die vom Mehrwert in der politischen Oekonomie, die beide nach ihm die Verdienste Marx' sind.

Dabei kommt zuerst die Bedeutung des Wortes 'wissenschaftlich' in Frage. Ob die eigentlich korrekt genug verstanden worden ist ? Das Wort haben sie beide von Hegel geerbt. Aber dieser sieht darin 'die Notwendigkeit des Werdens einer Dings (od. einer Sache)'. Die beiden Nachfolger Hegels haben sich also eingebildet, es beweist zu haben, dass die Entwicklung der Geschichte notwendig eine sozialistische Gesellschaft schaffen müsste, während die Utopisten nur solche Gesellschaften geträumt hätten. Das Resultau meiner Studien haben mich aber dazu geführt, ihre Selbsteinschätzungen seien falsch. Die Notwendigkeit einer Geburt des neuen Gesellschaftsystems läßt sich durch die zwei Entdeckungen allein nicht erweisen.

Es war Diktatur des Proletariats, die Marx als einen Knotenpunkt der Geschichte genannt hat. Deshalb sagt man, dass der Kern des Marxismus bei dem Beweis ihrer Norwendigkeit liegt. Um es richtig zu verstehen, muss man aber Proletariat (Klasse) und Proletarier (Arbeiter, Leute) richtig unterscheiden, was leider kaum zum Bewusstsein und Verständnis gebracht worden ist. Das hat eine falsche Tendenz des Beurteilens geboren, dass Arbeiersein an sich grossartig wäre. Theorie und Wissenschaft wären herabzusehen. Nur politisches Herumtanzen im Namen 'Praxis' aufzuwerten.

 Lenin, der den Kern des Marxismus mit Recht im Beweis der Notwendigkeit der proletarischen Diktatur gesehen hat, bestimmt dann ausführlich die Eigenschaften der Avantgardepartei, eines Werhzeuges für Revolution. Seine Gedanken gingen jedoch von durch niemanden zu erfüllenden Forderungen aus. Er sagt: die Parteimitglieder sollen es lernen, die materialistische Analyse und materialistische Beurteilung aller Seiten der Tätigkeit und des Lebens aller Klassen, Schichten und Gruppen der Bevölkerung in der Praxis anzuwenden.("Was tun?")

In der politischen Wirklichkeit zählt auch die Zahl der Mitglieder. Deshalb müssten Menschen, die diese Bedingungen nicht befriedigten, in die Partei kommen. Das Resultat davon ist weltbekannt. Der angebliche domokratische Zentralismus hatte sich zum schlechtesten Totalitarismus verändert. Ein zusätzlicher Grund dafür ist, dass der Organisationsgrundsatz einer kommunistischen Partei nicht durch einen theoretischen Vergleich mit Demokratie und Totalitarismus tiefer untersucht worden ist.

 Uebrigens, die Partei Lenins (die Sozialdemokraten Russlands) hatte tatsächlich die Staatmacht ergriffen, was auch durch glückliche geschichtliche Umstände geholfen wurde. Dann war es dazu gekommen, dass sie viele administrativ notwendige Arbeiten erledigen mussten. Ein Saat muss sich gegen aussländische Angriffe verteidigen. Die Sowietunion musste antirussische Truppen von den mehreren fremden Staaten, Japan inbegriffen, zurückschalagen.

In einem Staat muss Ordnung und ein wirtschaftliches Leben der Bevölkerung garantiert sein. Dazu waren administrative Organisationen unentbehrlich, um praktische Geschäfte zu besorgen. Die geschäftlich unfähige Sowietische Regierung ließ sich dann die Logik der bisherigen Bürokratie gefallen. Was von Marx als 'das Prinzip der Pariser Kommune' bezeichnet wurde, d. h. das der Gleichheit der Löhne zwischen Arbeitern und Beamten, konnte die Behörden nicht demokratisieren. Also waren die erhabenen Ideale vergessen.

Der Sozialismus, der undemokratisches Zarsystem und großen Grundbesitz kritisiert hatte, wurde ein noch weniger demokratisches System und ein Sozialismus, wo es keinen einzelnen Grundbesitz und keine Freiheit des einzelnen Ackerbaus gab. Um diese Wahnsinnnigkeiten durchzuzwingen, hatte sich der Staat ein Geheimpolizeistaat verändert und die Herrschaft durch die Macht dauerte rund 70 Jahre lang. Da es ohne Freiheit der Einzelnen keine Entwicklung der Wirtschaft geben kann, hatte er eine Konkurenz mit Kapitalismus verloren. Ein Einsturz der Sowjetunion im Jahr 1991.

Worin liegt der Grund eines sozialistischen Fehlschalgs ? Ich glaube, dass es in seinem Gedankengut grundsätzliche Fehler gibt. Man sagt, er besteht aus drei Quellen, nämlich französischem Sozialismus, britischer klassischen Oekonomie und deutschem Idealismus. Der erste behauptet, der Mensch sei von Natur aus gut. Eine Erinnerung an ein Rousseausches Werk "Emil" würde genug sein. Aber der deutsche Idealismus, der auf dem Boden des Christentums steht, ist der Meinung, der Mensch sei von Natur aus böse. Wie kann man die widersprüchligen Anschauungen in Harmonie bringen? Das Problem selbst war weder Marx noch Engels zum Bewußtsein gekommen. Sie hatten unbewußt die erste Meschenverständnis akzeptiert.

Wie Hegel sagt, ist die zweite Menschenanschauung ist tiefer als die erste. Alle Schwierigkeiten, die bei Revolutionbewegungen den Sizialisten entgegengekommen waren, gingen auf das in der Menschenseele wohnende Böse auf. Der Sozialismus, der die Grundfrage nicht theoretisch beantowrten konnte, hatte fast alle Schwierigkeiten mit Gewalt beseitigen müssen.

Das Menschenbild, wonach der Bürger am Maßstab beurteilt wird, aus welcher Klasse er stammt, ist auch allzu albern. Eine Dialektik, die die Bestimmung einer Sache in ihrer Funktion sieht, schien den Revolutionären unbekannt zu sein. Einer, der als das Kind eines Arbeiters geboren ist, ist Betriebsführer, wenn er Karriere macht und eine Organisation oder Firma führt. Eigentlcih steht der Marxismus auf dem Standpunkt des Proletariats, nicht dem der Proletarier. Der Unterschied von beiden und die daraus folgenden Schlüsse waren nie thematisiert worden.

 Wie erwaehnt, war drittens die Erkenntnis vom Wesen und Rolle vom Beamten ueberhaupt durchaus ungenuegend und falsch. Ohne Ordnung koennte keine Gesellschaft oder Organisation bestehen. Menschen leben und arbeiten im Rahmen einer bestimmten Ordnung. Wer stellt? Es ist auch in einer demokratischen Gesellschaft grundsaetzlich das Volk, aber in der Tat die Fuehrerschaft, die die Ordnung in der Form des Gesetzes aufstellt, die praktisch von den hoeheren Bueroktaten angewendet wird. Buerokraten haben reiche Erfahrungen und wissen, wie man sie zweckmaessig behandeln. Sie koennen sogar politische Vorschraege machen. Das heisst, dass der eigentliche Diener des Volks immer die Moeglichkeit hat, sich in seinen Herrn zu wandeln.

 Die sogenannte Leninistische Avandegardepartei hatte sich immer weiter verderbt. Einen theoretischen Grund dazu kann man ja in fehlender wahrer Erkenntnistheorie finden. Aus der Missverständnis des Grundsatzes 'Einheit von Theorie und Praxis' hatte sich das Aufzwingen der politischen Spiele ergeben. Aus dem demokratischen Zentralismus die Unterdrückung freier Diskussionen. 'Kritik und Selbstkritik' war nichts anderes als ein Werkzeug zum Nötigen des Selbstniederwerfens im Namen von Selbstkritik. Das war die Dreieinigkeit der Partei des Leninismus. Ist das die Folge der fehlenden wahren Erkenntnistheorie? Oder hatte diese Dreieinigkeit die Bildung einer wahren Erkenntnistheorie verhindert? Es handelt sich wohl um einen Teufelskreis von beiden. Es war die Verletzung der Menschnrechte im Namen von 'Untersuchen', die am hässlichsten die Wahrheit der Kommunistischen Partei an den Tag gebracht hatte.

Der Sozialismus, der aus Marx stammt, hatte überall unbändige Höllenbilder entfaltet. Seine Kritik gegen Kapitalismus hatte jedoch Recht. Es war seine positive Seite. Von Sozialismus kritisiert, hat sich dieser reflektiert. Es sind sozialdemokratische Bewegungen, die Leistungen des Kapitalismus übernehmen und seine Nachteile korrigieren zu versuchen. Sie kann man wohl Systeme nennen, die zugleich die Gleichheit der Persönlichkeiten und die Ungleichheit der Fähigkeiten der Einzelnen anerkennen. Mit dem Resultat, dass sie jedem Bürger Lebensgrudlagen wie Bildung, Medizinalwesen, Pflege garantieren und die anderen Gebiete freien Tätigkeiten nach Talent und Willen überlassen.

Das Menschenrecht basiert auf der Tatsache, dass jeder Mensch eine Person ist. Das kann man also leicht verstehen. Qualifikation kann man aber schwer beurteilen. Ist es doch mit der Fähigkeit verbunden. Nicht selten unterscheiden sich eigene Beurteilung und die durch die anderen. Das kann aber nicht anders sein. Im Glauben, dass in einem langen Lebenslauf und der Geschichte sich eine gerechte Beurteilung machen läßt, muss einer Trost finden.

 Statt Egoismus und Boese eines Einzelnen moralisch zu verdammen, ihr Zuweitgehen zu hindern und solche Gift ins Heilmittel zu verwandern, das ist wahrscheinlich der Sozialdemokratismus. In einem Zickzackweg mit nicht wenigen Rueckgaengen scheint er die Anstrengung nach Besserem sehen. Wie weit er gehen kann, zeigt nur der Lauf der Sachlage. Eine Philosophie, die der Geschichte dienen will, sollte damit theoretisch zu tun haben. (übers. 2012,12,13)

cf. Dialektisches Auffassen der Dialektik

Philosophie Hegel Dialektik MAKINO

2015年06月02日 | Deutsche Abhandlungen

   Dialektisches Auffassen der Dialektik

                Original: Japanisch

                MAKINO Noriyuki

   §1 Die Problematik Hegels

Es gibt viele Bücher, die über die Dialektik belehren wollen. "Was ist die Dialektik für eine Wissenschaft?", "Worin besteht die Dialektik?", "Zehn Vorlesungen über die Dialektik" usw. Als mich das Wort "Dialektik" zum ersten Mal interessierte und reizte, nahm ich solche Werke in die Hand. Mit dem damals noch tabula rasa gewesenen Kopf habe ich sie unbefangen gelesen. Sie fand ich teils interessant, teils enttäuschend.

Bald darauf entzog ich mich solchen Einführungen. Da deren Inhalte sich ähneln, würde mir ein weiteres Lesen derartigen Schriften nichts Neues mehr geben, so glaubte ich. Es hatte nicht lange Zeit gedauert, bis es mir aufging, woran es lag. Die Texte, die die anderen die Dialektik lehren wollen, sind selbst nicht dialektisch entwickelt. Die Übereinstimmung von Worten und Taten ist auch hier erforderlich. Wer andere die Dialektik lehren und die Leute aufklären will, der sollte sie so gut beherrscht haben, wie er seinen Artikel darüber dialektisch darzustellen vermag. Ein flüchtiges Nachdenken genügt, um dessen bewusst zu sein. Trotzdem gilt diese Selbstverständlichkeit in der philosophischen Welt nicht. Das ließ mich vermuten, die Inhalte der Werke seien nicht richtig. So hatte ich gedacht.

 Der Eindruck, den mir das erste Durchlesen der Hegelschen "Kleinen Logik (der erste Teil seiner 'Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften') geprägt hat, bleibt mir noch lebhaft im Gedächtnis. Bis auf verständliche Beispiele, die zuweilen in den "Anmerkungen" und "Zusätzen" vorkommen, konnte ich zwar den Text selbst kaum verstehen. Aber eines drang mir in den Kopf; die Suche nach der Notwendigkeit. Ich spürte mit ganzem Körper, dass es sich bei Hegel nur um das Zeigen der Notwendigkeit jedes Gegenstandes handele. Ich bekam die Ahnung, dass er versuche, eine gegebene Sache nicht zu versichern, sondern aus deren Gründen notwendig entstehen zu lassen. Wie das mit der Dialektik verbindet ist, wurde mir nun eine Frage.

 Ich dachte nach: Hegel selbst muss kein angeborener Dialektiker gewesen sein. Er muss an einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens eine Logik oder eine Denkweise beherrscht haben, die er später aus irgendwelchen Gründen "die Dialektik" nennen sollte. Es deutet auf den Gang an, der ihn dazu geführt hat. Dieser kann übrigens nichts anders sein als der Prozess seines hartnäckigen Anstrebens, seiner Problematik nachzugehen. War seine Frage dann nicht das Aufzeigen der Notwendigkeit? Das heißt, das Schema von These, Antithese und Synthese, das von der Negation der Negation, das von der Umwandelung der Quantität in die Qualität usw. sind bloße Antworten darauf , die man erst dann feststellen konnte, wenn man vom Resultat aus zurückgesehen hat. Daraus erhellt, dass ein von diesen Schlusssätzen ausgehendes Verstehen nie eine wahre Dialektik erlangen kann. Nach langem Überlegen habe ich die von mir selbst gestellte Frage so beantwortet und diese Antwort wurde in meinen darauf folgenden Studien festgestellt und konkreter entfaltet.

Hegel sagt, "Worauf ich überhaupt in meinen philosophischen Bemühungen hingearbeitet habe und hinarbeite, ist die wissenschaftliche Erkenntnis der Wahrheit" (Werke in 20 Bänden, Surkamp Verlag, Bd.8, S. 14). Hier liegt seine Betonung zweifellos auf "wissenschaftliche Erkenntnis". Denn er gibt die Religion und Kunst an als andere zwei Weisen, die Wahrheit zu erfassen. Das, worum es sich bei ihm handelt, ist nicht, ob man die Wahrheit erfasst oder nicht. Als einem Christen ist es ihm nämlich klar, dass sie schon im Chritentem und in der Bibel gegeben ist. Sein Versuch besteht nur darin, sie wissenschaftlich, durch das Denken, mit den Begriffen zu erkennen. "Phänomenologie des Geistes", die erste positive Darstellung seiner Philosophie, zeigt den Weg auf, wodurch das Bewusstsein eines gemeinen Individuums zum allgemeinen Bewusstsein und wissenschaftlichen Wissen fortschreitet. Dessen Vorwort, das an sich schon ein großer Aufsatz ist, hat den Nebentitel: Vom wissenschaftlichen Erkennen. Und in seinem dicken Buch "Die Wissenschaft der Logik" ("Große Logik" benannt) hat er „die Natur des spekulativen Wissens ausführlich entwickelt“ (Werke, Bd.7, Rechtsphilosophie, Vorrede) . Seine wirklichen Leistungen entsprechen also dem oben zitierten Selbsterkenntnis.

 Was hat dann für einen Sinn seine Terminologie "wissenschaftlich" ? Wie hängt es denn mit unserem alltäglichen Gebrauch des Wortes zusammen?

   §2 Endliches Erkenntnisvermögen

Sehr berühmt ist das Wort Hegels, "Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt" (Bd.3, S.35), was auch anders so formuliert ist, "Gelehrtsamkeit ist noch nicht Wissenschaft" (Bd.8, S.35). Was ist nun eigentlich die Bekanntschaft? Hegel antwortet. "Wissen heißt, etwas als Gegenstand vor seinem Bewusstsein haben und dessen gewiss sein; und genau dasselbe ist Glauben auch" (Die Vernunft in der Geschichte, hsg v. Hoffmeister, S.47). Die Bekanntschaft ist nämlich, eine objektive Tatsache ins subjektive Bewusstsein aufgenommen zu haben. Dass die Sonne im Osten aufzugehen scheint, ist eine Tatsache. Wem diese bewusst ist, dem ist die bekannt. Daraus allein kann man aber um keinen Preis schließen, dass er sie erkannt hätte. Mit dem oben genannten Wort müsste er so etwas gemeint haben.

 Was bedeutet ferner eigentlich Erkennen? Hegel antwortet. "Das Erkennen dagegen sieht wohl die Gründe, die Notwendigkeit des gewussten Inhaltes, auch des Glaubensinhaltes ein, abgesehen von der Autorität der Kirche und des Gefühls, die ein Unmittelbares ist, und entwickelt andererseits auch den Inhalt in seinen näheren Bestimmungen" (Die Vernunft in d. G. S.47). Wenn man, ohne bei der Bekanntschaft mit einer Tatsache stehenzubleiben, deren Gründe und Notwendigkeit nachzugehen anfängt, dann beginnt zugleich auch eine Erkenntnis oder eine Wissenschaft. Das ist jedoch ein bloßer Anfang. Wie geht die Wissenschaft dann weiter ? Das Glänzende bei Hegel besteht ja in der Entdeckung von zwei Sorten der da gesuchten Notwendigkeit, die er je eine äußere und eine innere Notwendigkeit genannt hat, um die Bedeutungen und die Beziehungen der beiden zu bestimmen.

Was ist denn eine äußere Notwendigkeit? Hegel sagt, "Zufälligkeit ist dasselbe wie äußerliche Notwendigkeit, d.h. eine Notwendigkeit, die auf Ursachen zurückgeht, die selbst nur äußerliche Umstände sind" (Die Vernunft in d. G. S.29). Kurz, die äußere Notwendigkeit ist nichts anderes als die Zufälligkeit. Es gibt auf der Erde nichts, was ohne Ursache entsteht. In diesem Rücksicht kann man sagen, jedes Entstandene enthält eine Notwendigkeit. Allein ist die Ursache der äußeren Notwendigkeit ein oder einige von der die Sache umgebenden Umständen. Sie liegt nicht in der inneren Natur der Sache selbst. Da ist also ein notwendiges Vorhandensein der Ursache ausgeschlossen, geschweige denn das der Wirkung. Deshalb ist diese Notwendigkeit nur die der Kausalität: aus A resultiert B. Es gibt aber dabei zugleich auch eine andere Kausalität: C behindert ein Entstehen von B. Das bedeutet, dass auch wenn es A gibt, behindert ein Vorhandensein des Cs das Entstehen von B. Das Vorhandensein von A bedeutet nämlich nicht automatisch das Werden von B. Wenn die Sache entsteht, so ist sie auch mit Recht als zufällig zu bezeichnen. Kurz, äußere Notwendigkeit und Zufälligkeit sind nicht zu unterscheiden.

 Erwartet man diese Sache in der Zukunft, so gilt sie einem als Möglichkeit. Bei der Annahme der Kausalität und der Ursache ist und bleibt zwar die Möglichkeit der Wirkung. Aber die Wirklichkeit besteht aus verschiedenen Elementen, und die Ursache A ist nur ein von den letzteren. Dabei kann es vielleicht auch das Element C geben. Dann kann die erwartete Wirkung B doch nicht entstehen. Also identifiziert Hegel die Möglichkeit und die Zufälligkeit; eine Wirklichkeit, die nur möglich sei und deren Gegensatz deshalb auch möglich sei, ist nichts anderes als eine Zufälligkeit (Bd.6, S.205). Bei dem Erwarten erscheint die Ursache als Grund. Von einem Grund aus macht man nämlich eine Vermutung. Deshalb läßt Hegel den Satz des Grundes darin bestehen, dass was mit einem Grund versehen ist, das nur möglich ist (Bd.8 §143 Zus.). So dürfen wir den Standpunkt der Möglichkeit auch als den des Grundes bezeichnen.

Kurz, äußere Notwendigkeit, Zufälligkeit, Mögligkeit und Grund erleuchten je von deren eigenem Gesichtspunkt aus eine und dieselbe Sache. Dabei handelt es sich nicht absolutes Werden von B, wird diese Notwendigkeit als eine relative bezeichnet. Das Denkvermögen auf der Ebene dieser Standpunkten hat Hegel "den Verstand" genannt. Ihm wurde auch der Name eines „endlichen Denkens“ (Bd.8 §28 Zus.) gegeben. Zwar hat auch der Verstand seinen eigenen Sinn. Wenn es sich um endliche Dinge handelt, so kann man doch Nichts besseres als endliche Erkenntnis erwarten. Allein ist der Verstand für unendliche Sachen ohnmächtig, was uns jetzt zur Betrachtung eines unendlichen Denkvermögens führt. Wie beschaffen ist das denn ?

      §3 Unendliches Erkenntnisvermögen

 Hegel nennt das unendliche Denkvermögen die Vernunft. Diese geht auch, wie sich versteht, der Notwendigkeit nach. Ist sie doch eine Erkenntnis. Allein habe sie es jetzt nicht mehr mit der äußeren Notwendigkeit zu tun, sondern mit der inneren oder der absoluten.

 Was für eine Notwendigkeit ist nun diese innere? Die äußere wird so formliert: aus A resultiert B. Zugleich aber so: auch wenn es A gibt, behindert ein Vorhandensein des Cs das Entstehen von B. Man sucht also bei der inneren Notwendigkeit nicht unter der Voraussetzung des Seins eines Gegenstandes nach der Ursache. Nun besteht die Frage in der Notwendigkeit seines Seins selbst. Nicht aus dem Sein einer Ursache voraussieht man das Entstehen eines Gegenstandes, sondern sagt man, dass der Gegenstand durch seine innere Natur selbst unumgänglich werde. Eben deswegen darf man diese Notwendigkeit im Unterschied vom relativen von der Kausalität als die absolute bezeichen. Das Aufzeigen der inneren Notwendigkeit eines Dinges versteht Hegel auch unter dem Ausdruck "das Sein eines Gegenstandes zu beweisen" (Bd.8 §1). Hegel sagt: Vielmehr ist in der philosophischen Erkenntnis die Notwendigkeit eines Begriffs die Hauptsache, und der Gang, als Resultat, geworden zu sein, sein Beweis und Deduktion (Bd.7 §2 Zus.). Verallgemeinert gesagt, Beweisen heißt in der Philosophie soviel als aufzuzeigen, wie der Gegenstand durch und aus sich selbst sich zu dem macht, was er ist" (Bd.8 § 83 Zus.).

Wie ist so etwas nun möglich? Alles, was mit dem Thema verbunnden ist, zu untersuchen ist es, versteht sich. Ein teilweises Studium könnte Elemente übersehen, die das Werden des betreffenden Gegenstandes behindern würden. Dabei soll man unter dem Alles-untersuchen nicht eine Betrachtung verstehen, die es als eine Stabile Totalität betrachtet, sondern eine solche, die es als eine sich geschichtlich entwickelnde. Es handelt sich hier nämlich um eine wahrhafte Geschichte, den Monismus. Der Dualismus oder Relativismus könnte durchaus nicht nützlich. Hegels Dialektik ist ihrer Natur nach fern von dem Pluralismus und dem Relativismus. Nicht wenige Leute glauben, dass die Dialektik in der Anerkennung eines gegenseitigen Zusammenhanges aller Dinge besteht. Das ist ein Missverständnis. Das ist ein bloßer Element der Dialektik. Ihr Kern muss die Anerkennung des einen Prozesses der Entwicklung sein, der das alles durchdringt. Daher kann man nur verstehen, warum Hegels Dialektik kein blosser Gesichtspunk bleibt, sondern zur Methode werden musste, die zugleich eine Weltanschaunng ist.

In dieser „Notwendigkeit des Werdens“ ist aber zweilei Art enthalten: das der ganzen Welt und das der einzelnen Sache. Wie am Anfang festgestellt, gilt es für Hegel, der den Zweck hatte, die im Christentum geoffenbarte Wahrheit wissenschaftlich zu erkennen, die erstere. Tatsächlich hat er das gemacht, oder mindestens hat er sich selbst so beurteilt, was man an seiner „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“ erkennen kann. Unser große Philosoph hat das dritte und letzte Teil des Werks mit der „Philosophie“ geendet, um beweisen zu meinen, dass seine Lebenweise als Philosoph die höchste sei. Um davon zu schweigen, ob sein Selbstgefühl treffend ist oder nicht, hat er einzelne Themen, wovon er gehandelt hat, wirklich dialektisch untersucht. Das kann man in seinen Werken, Religionsphilosophie, Ästhetik, Philosophie der Geschichte, usf. sehen.

In seinen Arbeiten gibt es keine, die er nicht bis zum Ende gemacht hätte. Die Arbeit, die er einmal angefangen hatte, hat er nie mitten aufhörte. Warum? Weil die Dialektik lehrt, dass das Ende den Anfang bestimmt. Man beginnt nicht mit unbestimmtem Schluss. Oder näher gesagt, kann man nie mit dem Schreiben beginnen, bevor einem das Ende klar ist. Dialektisches Entwickeln ist etwas Immanentes und daher nichts anderes als eine Selbtentfaltung des Anfangs. Umgekehrt gesagt, dieser Anfang ist eine Keimform des Endes.

Nehmen wir ein Beispiel des zirkulierenden Prozesses an. Das Wachstum einer Pflanze beginnt mit dem Kern. Er treibt Keime aus, wird ein Baum, blüht auf und trägt am Ende Früchte. Dieser Prozess ist dann nichts anderes als Entfalten der im Keim an sich seienden Elemente. Diese sind durch ein praezistes Mikroskop nicht zu sehen. Sind sie doch darin nur „an sich“ enthalten. Dennoch ist und bleibt die Tatsache, dass sie darin waren. Ganz dieselbe ist die dialektische Entwicklung einer Theorie. Sie ist ein bloßer Prozess der Offenbarung der dem anfänglichen Begriff immanenten Elemente. Ein falscher Anfang führt deshalb zum schiefen Gang und Ende. Beim Hegelschen Begreifen handelt es sich deshalb darum, womit man anfangen muss.

Hegel sagt: Die Vernunft versteht indes unter Beweisen etwas ganz anderes als der Verstand, und auch der gesunde Sinn tut dies. Das Beweisen der Vernunft hat zwar auch zu seinem Anfangspunkt ein anderes als Gott, allein es läßt sich in seinem Fortgang dies andere nicht als ein Unmittelbares und Seiendes, sondern indem es dasselbe als ein Vermitteltes und Gesetztes aufzeigt, so ergibt sich dadurch zugleich, dass Gott als der die Vermittelung in sich aufgehoben Enthaltende, wahrhaft Unmittelbare, Ursprüngliche und auf sich Beruhende zu betrachten ist.─ Sagt man: „betrachtet die Natur, sie wird euch auf Gott führen, ihr werdet einen absoluten Endzweck finden“, so ist damit nicht gemeint, dass Gott ein Vermitteltes sei, sondern dass nur ‚wir‘ den Gang machen von einem Anderen zu Gott, in ‚der‘ Art, dass Gott als die Folge zugleich der absolute Grund jenes Ersten ist, dass also die Stellung sich verkehrt und dasjenige, was als Folge erscheint, sich auch als Grund zeigt, und was als Grund sich darstellte, zur Folge herabgesetzt wird. Dies ist dann auch der Gang der vernünftigen Beweisens. (Bd.8 §36 Zus.)

Das heißt, eine dialektische Entwicklung beginnt mit einem bestimmten Endschluss, oder ein solches System ist beim Beginnen schon vollkommen vollendet. Dasselbe drückt Hegel so aus; Die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug. (Bd.7 S.28)

Allein kann es wirklich möglich, dass die Erkenntnis eines gegebenen Gegenstandes durch ein Individuum vollkommen wäre? Hier muss man über den Sinn des Wortes ‚vollkommen' nachdenken. Gibt es doch zweielei ‚vollkommen': perfekt vollkommen und unter geschichtlichen Bedingungen vollkommen. In der Welt des Sportes, der Kunst oder der Technik wird es ab und zu eine Leistung geschaffen, derer Grenze man nie wieder übertreffen können würde. In der Tat aber wird sie auch irgendwann übersteigt. Wenn dies in Betracht gezogen wird, mag man die ‚Vollkommenheit', die die Dialektik verlangt, genauer ‚unter geschichtlichen Bedingungen vollkommen' nennen sollen.

Hegel selbst möchte vielleicht glauben, seine Philosophie sei wörtlich perfekt. Leider befinden sich in seinen logischen Entwicklungen nicht wenige logische Sprünge und unrechte Schlüsse. Auch seine Werke waren in der Tat nur ‚unter Bedingungen seiner Zeit vollkommen'


      §4 Dialektik als Denkvermögen

Am Ende bleibt noch eine Frage übrig; wie kann man ein so beschaffenes dialektisches Denkvermögen beherrschen? Dann kehren wir zum Anfang zurück und denken wir danach, warum wir Dialektik studieren wollen? Weil wir das Vermögen des dialektisch Denkens beherrschen möchten, versteht sich. Wir möchten nämlich die Denkweise auf einzelne Fragen anwenden, um gewiss und gerecht zu leben. Nicht zum Zweck, mit diesen Kenntnissen zum Professor zu werden oder im Cafe angeregt zu diskutieren. Leute, die so etwas treiben möchten, sollen sich es machen.

Noch einmal erinnern wir uns an den Studiumgang Hegels. Nicht, dass er vom Anfang an nach Dialektik suchte. Diese war ein Resultat seines Studiums. Was war nun sein Startpunkt? ‚Die im Christentum geoffenbarte Wahrheit wissenschatlich erkennen‘, so ist es. Er wurde durch diese Problematik getrieben.

Das lehrt, dass wir auch nur unserer eigenen Problematik treu leben sollen. Der Mensch, bis auf verrückteste, wollen andern nützlich sein und dadurch selbst glücklich werden. Statt darüber nachzudenken, was die Dialektik für eine Theorie ist, muss man vor allem Gedanken machen, durch welche Arbeiten man der Gesellschaft dienen könne und möge. Und man soll nur dazu lernen. Vor Studium der Dialektik muss man danach denken, woauf man die Methode anwenden wolle. Zweck geht vor. Eine Theorie ist nur zum Anwenden und Tun.

Das Leben und Arbeiten gibt einem vershiedene Erfahrungen, die einen Fragen fühlen lassen. Gluecklich ist ein Mensch, der diese Erlebnisse reflektiert und nach den Antworten selbst sucht. Er lernt von Erfahrungen der anderen und liest Buecher der Vorhergehenden.

Die Studiumweise Hegels war nihts anders als diese. Sich mit dem gewähnten Frage auf den Weg machend dachte er über alltägliche Sachen genauer, statt sie gedankenlos gehen zu lassen. Dass es in seinen abstrakten Sätzen nicht selten Beispiele im Alltagsleben als Erklärungen zitiert sind, kann man daher verstehen.

Zweitens studierte er die Geschichte der Philosophie. Dabei hat er aber zugleich nie seine eigenen philosophischen Problemen vergessen. Sein Verhalten gegenüber der Geschichte war in diesem Punkt anders als das der Kathederproffessoren, wörtliches Auslegen der anderen Bücher. Sein Studium der Geschichte ist gleichsam voll von ‚gewaltsamen einmaligen Auffassungen‘, was aber nicht als ‚schlecht‘ zu bezeichnen ist, sondern für ihn unvermeidbar, der seine eigene philosophische Ploblematik hatte.

Das heißt, wir müssen nur unseren Themen selbst nachgehen. Es kommt dabei nur darauf an, wieweit die Anstrengungen kommen. Nachdem wir die Grundlinie des Studiums festgestellt haben, können wir am Ende dieses Artikels eine Übungsmethode für dialektisches Denkvermögen vorstellen. Logisch Lesen der Bücher Hegels, das ist es. Ich kenne nichts Besseres als dies. Dabei ist doch die folgende Bedingung unentbehrlich: eine bewusste Verbesserung des logischen Ergreifens der Kontexte.

Einige Übungen davon: wenn Kapitel, Abschnitte (Paragraphen) oder Absätze unbetitelt sind, sollte man sie mit inhaltlich passenden Titelchen versehen. Diese Arbeit würde die Kraft erhöhen, die den Kern der Texte ergreift. Und die Titelchen helfen beim Lesen der Kontexte sehr. Zweitens, wenn man Wörter ‚daher‘, ‚dagegen‘ usf. finden, die logische Beziehungen zeigen, dann sollte man jedesmal über ‚woher‘, ‚wogegen‘ usf. nachdenken. Bei konzessiven Satzkonstruktionen wäre jeweilige inhaltliche Feststellung unentbehrlich. Die Deutschen wiederholen ungern in kleineren Umfängen dieselbe Wörter oder Wendungen. Wir Japaner teilen so eine Gewohnheit nicht, und müssten vorsichtig genug sein, um in einem anderen Wort nötigenfalls das vorhergehende zu sehen. Diese Übungen würden bald einen dazu führen, seine eigenen Methoden zu finden. Es gibt keinen Meister, der seine eigenen Werkzeuge nicht erfunden hat. Mit dem Lesen der Kontexte ist es auch so. Diese Praxis ist zwar zunächst eine Übung im Lesen der Teilen, und nicht der ganzen Artikel. Aber das ist sehr nützlich, was ich aus meinen Erfahrungen zuversichtlich sagen kann.

Kurz: nicht passiv, sondern aktiv und subjektiv lesen, das ist es. Und damit nie aufhören. Wenn man das mindestens 10 Jahre fortsetzt, dann würde man einen Aufsatz oder ein Buch schreiben können. Diesmal würde man nachdenken, wie man sein Studium ‚systematisch‘ zusammenfasen könne. Solche Selbstreflexionen würden einem eine dialektische Denkweise geben. Haben alle Sachen in der Welt doch im letzten Grund den dialektischen Charakter.
(Übersetzt, 21. Juli 2014)